Filmmaking in Exile

– Eine Kollaboration des DOK.fest München mit dem Goethe-Institut im Exil

 

SHAHID © DOK.fest München

 

Was bedeutet eine Exilbiografie für den künstlerischen Schaffensprozess? Das DOK.fest München präsentiert dieses Jahr Werke von Filmemacher*innen, die im Exil leben und aktuell nicht in ihre Heimatländer zurückkehren können. Die Reihe wird in Kooperation mit Goethe-Institut in Exile veranstaltet: das Projekt verfolgt das Ziel, Kulturschaffenden aus Ländern, in denen das Goethe-Institut nicht mehr aktiv sein kann, eine Plattform in Deutschland zu bieten. Fünf Filme von Regisseur*innen, die aus Belarus, Syrien, Iran und der Türkei stammen, machen auf ihre jeweils ganz eigene Erzähl- und Herangehensweise die Erfahrungen spürbar, die das Exil mit sich bringt. Ihnen ist jedoch gemeinsam, dass sie aufgrund der herrschenden politischen Verhältnisse nicht mehr in ihren Heimatländern leben können.

Daniel Sponsel (Leitung DOK.fest München): Die Debatten über die Migrations- und Asylpolitik werden kontrovers geführt. Eines aber ist den Wortführern aller politischer Seiten gemein: Sie verhandeln aus einer äußerst komfortablen Situation heraus über das Schicksal von Menschen, die ihre Heimat verlassen, ihre Existenz aufgeben, Freunde und Familie zurücklassen mussten. Unsere Reihe vermittelt auf emotionale Weise, wie bedeutend das Grundrecht auf Asyl ist. Die Filmemacher*innen leisten einen bedeutenden Beitrag zur Debatte, und es ist wichtig, dass sie weiterhin ihren Beruf ausüben und sich künstlerisch äußern können.“

Marc-André Schmachtel (Programmleitung Goethe-Institut im Exil): Filmschaffende und generell Kulturschaffende im Exil sind in besonderem Maße vulnerabel, die Unsicherheit begleitet sie in vielen täglichen Situationen. Ihre Filme und ihre Kunst sind die Dinge, die ihnen Halt geben können, und das möchten wir mit dieser Reihe auch stärken. Die Sichtbarmachung und der Austausch mit ihnen und mit ihren Werken ist das, was wir mit dem Goethe-Institut im Exil gemeinsam mit unseren Partnern wie dem DOK.fest München unterstützen möchten.“

Die Filme

BELARUS 23.34
Belarus/Dänemark/Polen/Ukraine 2023, Tanya Svirepa, 65 Min., OmeU

Voll Kraft und Hoffnung gehen nach der Scheinwahl in Belarus Millionen Menschen auf die Straße. Die Bilder der mit Blumen „bewaffneten“ Frauen, denen Polizisten mit Schlagstöcken entgegentreten, gehen um die Welt. BELARUS 23.34 enthüllt die brutale Vorgehensweise des Staates gegen friedliche Demonstrant*innen, die nur eines fordern: Das Regime soll endlich den Weg freimachen für Demokratie.

 

CHASING THE DAZZLING LIGHT
Schweden 2023, Yaser Kassab, 63 Min., OmeU

Wie sein Vater in den 1980er-Jahren, wandert Yaser Kassab aus Syrien nach Europa aus, um Filmemacher zu werden. Trotz räumlicher Trennung arbeiten sie gemeinsam per Telefon und Videoanrufen an einem Filmprojekt. CHASING THE DAZZLING LIGHT zeichnet ein bewegendes Porträt der Beziehung zwischen Vater und Sohn und enthüllt eine große Einsamkeit: getrennt von der Familie und herausgefordert vom Neuanfang.

 

EXILE NEVER ENDS
Deutschland 2024, Bahar Bektas, 100 Min., OmeU

„Die Sehnsucht nach der eigenen Heimat hört nie auf“, sagt die Filmemacherin Bahar Bektaş. Ihr Bruder sitzt in Deutschland im Gefängnis. Er soll abgeschoben werden und wartet auf die beantragte vorzeitige Überstellung in die Türkei. Und weil das Warten kein Ende zu nehmen scheint, richtet Bahar die Kamera auf ihre alevitisch-kurdische Familie und geht der Frage nach, welche Auswirkung Entwurzelung hat.

 

MY STOLEN PLANET
Deutschland/Iran 2024, Farahnaz Sharifi, 82 Min., OmeU

Bereits am 08. März 1979, kurz nach der Islamischen Revolution, protestierten iranische Frauen gegen den Kopftuchzwang. MY STOLEN PLANET erinnert an den seither andauernden Freiheitskampf und die Diskrepanz zwischen privatem und öffentlichem Leben. Archivbilder, Super-8-, VHS- und Handyvideos dokumentieren persönliche Akte des Widerstands und der Lebensfreude, die im Ruf nach „Frau! Leben! Freiheit!“ münden.

 

SHAHID
Deutschland 2024, Narges Kalhor, 84 Min., OmeU

Nomadisches Kino der fabelhaften Geschichten: Wenn der Nachname „Shahid“ Märtyrer bedeutet, Generationen politischer Traumata enthält und eine Zukunft zu verhindern scheint. Sind es bürokratische oder innere Hürden, was das Eigene, was das Andere? SHAHID ist ein kunstvoll verwobener Film über postmigrantische Familiengeschichte und über die Freiheit, alle Genregrenzen beim Filmemachen zu überschreiten.

Die Filme beim Festival

Die Filme der Reihe Filmmaking in Exile können Sie beim 39. DOK.fest München sehen:

02. bis 12. Mai 2024 an den Münchner Spielorten
06. bis 20. Mai 2024 deutschlandweit online @home